Aktuell | 20. Oktober 2025

Von Null auf KI: In fünf Schritten vom Marketingprofi zum KI-Profi

Künstliche Intelligenz verändert das Marketing schneller, als viele Teams Schritt halten können. Doch wie gelingt der Einstieg? Und wie entwickelt sich ein Unternehmen von den ersten Gehversuchen zur strategischen KI-Nutzung? Zwei Studiengangsleitende der HWZ zeigen, wie Marketingprofis in fünf Reifestufen vom Ausprobieren zum echten Mehrwert gelangen.

Headerbild AI in Marketing Chris Beyeler Und Jonas Hubmann

Vom ersten Prompt bis zum autonomen Kampagnenmanagement: Der Weg zu einem reifen KI-Marketing verläuft in fünf klaren Stufen. Jonas Hubmann, Studiengangsleiter des CAS AI in Marketing HWZ, und Chris Beyeler, Studiengangsleiter des CAS Advanced AI in Marketing, beschreiben, worauf es in jeder Phase ankommt. Mit praktischen Beispielen, klaren Tipps und einem Blick in die Zukunft.

  • «KI ist für das Marketing ein Geschenk», sagt Chris Beyeler. «Aber bevor du dich in kreative Höhenflüge stürzt, fang bodenständig an.» Für ihn liegt der erste Schritt darin, Routinen zu identifizieren: Aufgaben, die sich ständig wiederholen und wenig Kreativität erfordern. Dort zeigt sich der unmittelbare Nutzen von KI.

    Jonas Hubmann ergänzt: «Wer KI sinnvoll einsetzen will, muss zuerst die eigenen Business-Ziele verstehen. Nur wer weiss, welche Prozesse verbessert werden sollen, kann passende Use Cases finden.» Statt theoretisch zu planen, empfiehlt er kleine Experimente: «Hypothesen aufstellen, testen, lernen – so entsteht echtes Verständnis.»

    Typisches Missverständnis: Viele überschätzen die «Magie» von KI. «Sie löst keine Probleme automatisch, sie verändert, wie wir sie angehen», sagt Chris Beyeler. Und Jonas Hubmann betont: «KI automatisiert Aufgaben, nicht ganze Berufe. Wer versteht, wie sie die eigene Arbeit ergänzt, bleibt handlungsfähig.»

  • Beide Experten sind sich einig: Der schnellste Erfolg entsteht durch pragmatische Anwendungen. Jonas Hubmann nennt etwa die Nutzung generativer KI für Content-Erstellung, Übersetzungen oder Kampagnenoptimierung. «Gerade im operativen Marketing zeigen sich sofortige Effekte – weniger Aufwand, höhere Öffnungsraten und bessere Reaktionszeiten.»

    Chris Beyeler rät, mit Tools zu starten, die sofort zugänglich sind: «ChatGPT, Gemini oder Copilot für Texte, Midjourney für Bilder, Suno für Audio. Wichtig ist nicht das perfekte Tool, sondern das Tun.»

    Ob Social-Media-Posts, E-Mails oder Video-Untertitel – kleine Automatisierungen führen laut beiden zu grosser Entlastung. So entsteht der erste Aha-Moment: KI ist keine ferne Zukunft, sondern gelebte Praxis.

  • «KI ist kein IT-Projekt, sondern ein Zusammenarbeitsthema», stellt Chris Beyeler klar. Er beobachtet, dass viele Unternehmen noch zu technisch denken. «Die grösste Hürde ist Misstrauen – zwischen IT, Recht und Marketing. KI kann hier als Übersetzer wirken, wenn man offen kommuniziert.»

    Auch Jonas Hubmann betont den Kulturwandel: «Erfolgreiche Organisationen brechen Silos auf. Marketing, IT und Data müssen gemeinsam an Use Cases arbeiten.» Nur so könne KI entlang der gesamten Wertschöpfungskette Wirkung entfalten – von der Analyse bis zur Marktbearbeitung.

    KI verschiebt die Rollen: «Marketing wird vom Ausführenden zum Architekten“, so Chris Beyeler. «Generalisten gewinnen an Schlagkraft, weil sie durch KI virtuell grösser werden.»

  • Ab wann bringt KI wirklich messbaren Mehrwert? «Noch gibt es kaum belastbare Studien», sagt Chris Beyeler. «Aber wir sehen klare Vorteile: Geschwindigkeit, Eigenständigkeit, bessere Ideen.» Jonas Hubmann geht einen Schritt weiter: «Der Mehrwert zeigt sich in klassischen Kennzahlen, aber auch in langfristigen KPIs wie Customer Lifetime Value.»

    Beide sind überzeugt: KI muss vom Business getrieben werden. «Die relevantesten Use Cases entstehen dort, wo Kund:innen und Markt verstanden werden», sagt Jonas Hubmann. Chris Beyeler ergänzt: «Nachhaltigkeit heisst, klein anfangen, Erfolge sichtbar machen und eine lernende Organisation aufbauen.»

    Auch die Anforderungen im Marketing verändern sich: Routineaufgaben verschwinden, während strategisches Denken, Datenkompetenz und Prozessverständnis wichtiger werden. «Marketing-Teams werden zu Prozessarchitekt:innen», so Chris Beyeler – eine Entwicklung, die laut Jonas Hubmann bereits in vollem Gange ist.

  • «Das Tempo wird zum Wettbewerbsfaktor», sagt Chris Beyeler. KI entwickle sich so schnell, dass sich Arbeitsweisen in Monaten verändern. «Sie wird zum stillen Motor im Hintergrund – nicht mehr Trend, sondern Standard.»

    Jonas Hubmann sieht die Zukunft in agentischer KI: «Bald orchestrieren Systeme Kanäle, Inhalte und Budgets selbstständig. Die Rolle des Menschen verschiebt sich zur strategischen Steuerung und ethischen Verantwortung.»

    Beide CAS-Programme an der HWZ begleiten diesen Wandel auf unterschiedlichen Stufen: Während der CAS AI in Marketing HWZ den strukturierten Einstieg und die praktische Umsetzung vermittelt, richtet sich der CAS Advanced AI in Marketing HWZ an Fortgeschrittene, die KI strategisch und skalierbar integrieren wollen.

    Und der wichtigste Tipp beider: Lernen im Austausch. «Such dir Gleichgesinnte, tausche dich aus, bleib neugierig», sagt Chris Beyeler. «Wer experimentiert, bleibt relevant», ergänzt Jonas Hubmann.

KI ist kein Ziel, sondern ein Lernprozess

Künstliche Intelligenz verändert das Marketing radikal – aber nicht über Nacht. Der Weg führt über fünf Stufen: vom Ausprobieren über die organisatorische Verankerung bis hin zur strategischen und autonomen Nutzung.

Oder, wie es Jonas Hubmann formuliert: «Wer heute experimentiert, gestaltet morgen den Markt.» Und Chris Beyeler ergänzt: «KI ist kein Hype, sondern ein Werkzeug. Die Frage ist nicht, ob du sie nutzt – sondern wie klug du es tust.»