Aktuell | 12. Januar 2024
Ein bedeutender Meilenstein in der Bitcoin-Welt wurde am 10. Januar 2024 erreicht: Die US-Börsenaufsicht hat den Weg für Bitcoin Spot ETFs an den amerikanischen Börsen freigemacht. Rino Borini, Studiengangsleiter und Autor, beleuchtet die grundlegenden Aspekte eines Exchange-Traded Fund (ETF) und warum gerade Bitcoin Spot ETFs eine revolutionäre Entwicklung auf den Finanzmärkten darstellen. Er bietet ein umfassendes Verständnis dafür, wie diese Fonds die Performance von Bitcoin abbilden, welche Risiken damit verbunden sind und wie sie in ein diversifiziertes Portfolio integriert werden können.
Dieser Beitrag ist im Januar 2024 auf dem Blog von «House of Satoshi» erschienen. Es handelt sich um eine Zweitpublikation.
Ein ETF (Exchange-Traded Fund) ist ein börsengehandelter Fonds, der wie eine Aktie an einer Börse gehandelt wird und darauf abzielt, die Performance eines spezifischen Indexes, einer Branche, eines Rohstoffes oder eines anderen Vermögenswertes nachzubilden. Er ermöglicht Anlegerinnen und Anlegern, in eine breite Palette von Vermögenswerten zu investieren, ohne einzelne Aktien oder Obligationen kaufen zu müssen. ETFs sind für ihre niedrigen Kosten (tiefe Kosten ist ein wichtiger Renditetreiber) und ihre hohe Liquidität bekannt, da sie während der Börsenhandelszeiten gekauft und verkauft werden können.
ETFs, die zu den erfolgreichsten Finanzprodukten der letzten zwei Jahrzehnte zählen, haben durch ihre Einfachheit und Kosteneffizienz zur Demokratisierung des Anlegens beigetragen. Sie ermöglichen es Anleger:innen, mit nur einer Transaktion in ganze Märkte wie die 500 grössten US-Unternehmen zu investieren, und bieten dabei Vorteile wie positive Renditeeffekte und hohe Liquidität. Zudem sind sie täglich an der Börse handelbar und strengen Marktregulierungen unterworfen.
Die Zulassung der Bitcoin Spot ETFs ist ein bedeutender Schritt, da sie die traditionellen Finanzmärkte mit der Bitcoin-Welt verknüpfen. Sie bieten Anleger:innen eine regulierte und sicherere Alternative, in Bitcoin zu investieren, ohne direkt mit der Kryptowährung handeln zu müssen. Dies erweitert die Zugänglichkeit von Bitcoin für ein breiteres Spektrum an Investoren, insbesondere für professionelle Anleger:innen wie Vorsorgeeinrichtungen oder Vermögensverwalter, die oft aufgrund regulatorischer Vorgaben auf regulierte Finanzprodukte angewiesen sind.
Der Begriff «Spot» in Finanzkontexten bezieht sich auf den sofortigen Kauf oder Verkauf eines Vermögenswerts, wobei die Transaktion fast unmittelbar abgewickelt wird. Spot bedeutet somit «zum aktuellen Kurs». Dies steht im Gegensatz zu Termin- oder Futures-Geschäften, bei denen der Kauf oder Verkauf zu einem später festgelegten Zeitpunkt erfolgt.
Ein Bitcoin Spot ETF investiert direkt in Bitcoin und bildet dessen Preis nach. Im Gegensatz zu einem Bitcoin Futures ETF, der in Futures-Kontrakte investiert, hält ein Spot ETF tatsächlich Bitcoin. Das soll eine möglichst exakte Preisabbildung mit dem tatsächlichen Preis von Bitcoin sicherstellen.
Die Investition in einen Bitcoin Spot ETF birgt ähnliche Risiken wie die direkte Investition in Bitcoin. Dazu gehören die hohen Kursschwankungen, potenzielle regulatorische Änderungen und die Risiken, die mit der Technologie und der Sicherheit von Bitcoin verbunden sind. Marktveränderungen können sich stark auf den Wert einer Investition auswirken, im schlimmsten Fall kann es zum Totalverlust führen. Doch das gilt bei allen Anlagen, auch bei Aktien oder Obligationen.
Der Preis eines Bitcoin Spot ETF wird durch den aktuellen Marktwert der in seinem Portfolio gehaltenen Bitcoin bestimmt. Dieser Preis kann durch Angebot und Nachfrage auf dem Markt, Veränderungen im Wert von Bitcoin selbst und durch die allgemeine Marktdynamik beeinflusst werden.
Die präziseste Analyse ist ein Vergleich des Nettoinventarwerts (NAV) des ETFs mit der Kursentwicklung des Bitcoin. Im NAV sind alle Kosten (und allfällige Erträge) berücksichtigt. Die Total-Expense Ratio (Verwaltungsgebühr) zeigt nämlich nicht alle Kosten.
Einfacher ist eine Analyse des Tracking-Errors. Diese Kennzahl zeigt die Abweichung, zwischen einem ETF und der entsprechenden Benchmark – in diesem Falle Bitcoin. Je niedriger der sogenannte Nachbildungsfehler (Tracking Error) ist, desto kleiner ist die Abweichung der Wertentwicklung des ETFs vom Bitcoinpreis.
Ein Bitcoin Spot ETF kann eine sinnvolle Ergänzung sein, um ein Anlageportfolio zu diversifizieren. Dabei ist es entscheidend, das inhärente Risiko zu berücksichtigen und sicherzustellen, dass die Investition in Einklang mit den individuellen Anlagezielen und der persönlichen Risikobereitschaft steht. Finanzexpert:innen raten häufig, einen kleinen Anteil des Vermögens – etwa 1 bis 5% – in Bitcoin zu investieren. Zudem wird Bitcoin von einigen als potenzielle Absicherung gegen starke Marktvolatilität und Inflation angesehen, analog wie Gold.
Bei der Investition in Finanzprodukte wie ETFs fallen explizite und implizite Kosten an. Die expliziten Kosten bestehen aus den Verwaltungsgebühren, die in der Total Expense Ratio (TER) zusammengefasst sind. Diese Ratio gibt die Gesamtkosten des Fonds als Prozentsatz des investierten Kapitals an. Die impliziten Kosten hingegen beziehen sich auf den Spread, also die Differenz zwischen dem Kauf- und Verkaufskurs des ETFs. Zusätzlich zu diesen Kosten müssen Anlegerinnen und Anleger auch Transaktions- und Depotgebühren berücksichtigen, die von Banken oder Brokern erhoben werden.
Die Liquidität eines Bitcoin Spot ETF hängt von der Nachfrage nach den ETF-Anteilen auf dem Markt ab. In der Regel sind ETFs ziemlich liquide, was bedeutet, dass du deine Anteile relativ einfach kaufen und verkaufen kannst. Dafür sind Market Maker verantwortlich, die kontinuierlich Kauf- und Verkaufsangebote (Bid- und Ask-Preise) für ETFs zu stellen. Dies bedeutet, dass sie bereit sein müssen, ETF-Anteile zu kaufen und zu verkaufen, um Handelsaktivitäten zu erleichtern.
Ein Authorized Participant (AP) spielt eine zentrale Rolle bei Bitcoin Spot ETFs. Ihre Rolle ist entscheidend für die Funktionsweise von ETFs, da sie dazu beiträgt, dass ETFs effizient gehandelt werden können und dass ihre Preise den zugrunde liegenden Wert der gehaltenen Vermögenswerte widerspiegeln. APs sind die einzigen Parteien, die direkt mit dem ETF-Anbieter interagieren, um neue ETF-Anteile zu erstellen (Creation) oder bestehende Anteile zurückzugeben (Redemption). APs können ebenso auch als Market Maker agieren.
Vereinfacht gesagt, sind Market Maker für die Bereitstellung von Liquidität und Handelsmöglichkeiten zuständig sind, während APs bei der Schaffung und Rücknahme von ETF-Anteilen mitwirken und zur Preisstabilität der ETFs beitragen.
Beim «In-Kind-Modell» werden ETF-Anteile durch «echte» Bitcoin erstellt. Was passiert genau? Die Authorized Participants (APs) hinterlegen die nachgefragte Menge an Bitcoin beim ETF-Emittent beziehungsweise beim Custodian (Verwahrstelle). Dies minimiert Preisunterschiede, da der ETF-Kurs eng mit dem echten Bitcoin-Kurs korreliert ist.
Beim «In-Cash-Modell» steht Fiat-Geld im Fokus. Die APs schaffen neue Anteile, indem sie US-Dollar beim ETF-Emittent hinterlegen und dieser kauft die Bitcoin. Die US-Börsenaufsicht bevorzugt derzeit dieses Modell aus mehreren Gründen, insbesondere wegen der Vorteile im Risikomanagement und zur Verhinderung von Marktmanipulationen.
Einfacher Zugang: Ein Spot Bitcoin ETF senkt die Einstiegshürden in den Kryptomarkt erheblich und macht es für eine breitere Palette von Anleger:innen zugänglich. Durch den Handel an einer regulierten Börse, können Anleger:innen ganz einfach über ihr E-Banking diesen ETF kaufen und verkaufen.
Regulierung: Da Spot Bitcoin ETFs an traditionellen Börsen gehandelt werden, bringen sie Bitcoin in einen regulierten Rahmen und bieten potenziell eine Vertrauensebene für ein breiteres Publikum.
Einfachheit: Ein Spot Bitcoin ETF ist einfacher zu handhaben als der direkte Kauf und die Verwaltung von Bitcoin, was es für traditionelle Anleger:innen attraktiver macht.
Marktrisiko: Der Wert eines Bitcoin ETFs hängt direkt von den Preisbewegungen von Bitcoin ab, das für seine hohe Volatilität bekannt ist.
Gebühren: ETFs können Verwaltungsgebühren haben, die die Rendite beeinflussen können. Wer direkt in Bitcoin investiert, hat diese Gebühren nicht, sofern er die Bitcoin selber verwahrt.
Indirekte Investition: Da Anleger:innen nicht direkt Bitcoin besitzen, können sie nicht frei verfügen, wie dies bei einem Direktkauf der Fall ist. Das Prinzip der «finanziellen Freiheit» ist mit einem ETF nicht erfüllt, eine zentrale Instanz bleibt an der Spitze.
Ja, sofern deine Bank oder Broker eine Anbindung an die US-Börsen im Angebot hat. Wer jedoch in einen solchen ETF investiert, hat nebst dem Kursrisiko zusätzlich noch das Wechselkursrisiko, da dieser ETF in Dollar notiert und die meisten Schweizer Anleger:innen in Franken handeln.
Die Nichtverfügbarkeit von Bitcoin Spot ETFs in Europa ist auf die UCITS-Richtlinien (Undertakings for Collective Investment in Transferable Securities) zurückzuführen. UCITS ist ein regulatorischer Rahmen der Europäischen Union, der darauf abzielt, Anlegerinnen und Anleger zu schützen und den grenzüberschreitenden Verkauf von Fonds zu erleichtern. Ein Schlüsselelement dieser Richtlinien ist die Anforderung, dass Fondsprodukte diversifiziert sein müssen. Dies bedeutet, dass sie nicht zu stark in eine einzelne Anlageklasse oder ein einzelnes Vermögenswert investieren dürfen.
Im Kontext von Bitcoin Spot ETFs bedeutet dies, dass ein solcher ETF, der ausschliesslich in Bitcoin investiert, nicht den UCITS-Diversifikationsanforderungen entspricht. Deswegen ist es nicht möglich, einen ETF auf einen Basiswert, in diesem Fall Bitcoin, zu lancieren. In Europa haben sich aber ähnliche Produkte wie Exchange Traded Products (ETPs) und Exchange Traded Notes (ETNs) entwickelt, die in Bitcoin & Co. investieren. Diese Produkte gleichen sehr ähnlich den ETFs in, doch sie haben nicht denselben Regulierungsrahmen.
Das Prinzip «Not your keys, not your coins» ist in der Bitcoin-Welt zentral. Es unterstreicht unter anderem die Wichtigkeit der Selbstverwahrung von Bitcoin. Wer seine Bitcoin in seiner eigenen Wallet hält, selber den privaten Schlüssel verwaltet, hat die volle Kontrolle und Eigentumsrechte. Damit wird der Intermediär ausgeschaltet und die Autonomie, die mit der direkten Verwahrung verbunden ist, gestärkt. Bitcoin Spot ETFs ermöglichen es Anlegern in Bitcoin zu investieren, ohne dass sie die Coins direkt halten. Diese ETF untergraben das Prinzip der Selbstverwahrung und die Elimierung eines Intermediärs. Anleger, die in ETFs investieren, überlassen die Kontrolle über ihre Bitcoin-Investitionen den Fondsgesellschaften.
Rino Borini gehört zu den führenden Schweizer Experten auf dem Gebiet von Digital Finance und Krypto Banking. Zudem ist er Co-Founder des House of Satoshi, welches das Bitcoin-Universum mit Schulungen, Blogs, Events und Coachings für alle zugänglich macht. Zudem ist er Studiengangsleiter des CAS Future Banking & Digital Transformation HWZ sowie des CAS Future Insurance & Digital Transformation HWZ.
Im Rahmen dieses Studiengangs werden Sie in die spannende Zukunft der Finanzwelt mit ihren bahnbrechenden Technologien eingeführt. Sie erkennen das wirtschaftliche Potenzial von künstlicher Intelligenz (KI), digitalen Währungen, Smart Contracts, Blockchain und datengetriebenen Analysen für Finanzinstitute.
In dieser Weiterbildung erhalten Sie umfangreiche Grundlagen, um die neue Realität in der Finanzwelt zu beurteilen. Sie verstehen, wie neue Technologien und ein verändertes Verhalten von Kundinnen und Kunden die Geschäftsmodelle von Banken und Versicherungen in einer digitalen Realität verändern und wie das Zusammenspiel zwischen Finanzindustrie und Fremdanbietern künftig in einem Ökosystem stattfindet.
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