Aktuell | 31. Oktober 2025

Weltspartag | Warum frühes Investieren das klügste Sparen ist

Der Weltspartag erinnert jedes Jahr daran, wie wichtig es ist, Geld beiseitezulegen. Doch in Zeiten von Inflation und tiefen Zinsen reicht klassisches Sparen längst nicht mehr aus. Wer früh investiert, profitiert vom Zinseszinseffekt – und legt damit den Grundstein für finanzielle Unabhängigkeit. Costantino Lanni, Leiter Center for Financial Studies an der HWZ, erklärt, wie das funktioniert.

Headerbild Weltspartag

Der Weltspartag wurde 1924 auf dem ersten internationalen Sparkassenkongress in Mailand ins Leben gerufen. Ziel war es, das Bewusstsein für die Bedeutung des Sparens zu stärken und Menschen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Geld zu motivieren. Seither wird er jedes Jahr in der letzten Oktoberwoche gefeiert – als Symbol für finanzielle Bildung und Eigenverantwortung.

Doch fast ein Jahrhundert später hat sich die Welt verändert: klassische Sparbücher bringen kaum noch Zinsen, während Inflation und steigende Lebenshaltungskosten das Ersparte schmälern. Zeit also, über modernes Sparen und frühes Investieren zu sprechen. Costantino Lanni, Leiter Center for Financial Studies an der HWZ, weiss Rat.

Hättest du es gewusst?

Wer ab der Geburt monatlich CHF 100 in einen Aktiensparplan einzahlt und jährlich 6 % Rendite erzielt, besitzt mit 65 rund CHF 960 000. Viele AHV-Probleme könnten so deutlich entschärft werden.

Albert Einstein soll einst gesagt haben:

Der Zinseszins ist das achte Weltwunder. Wer ihn versteht, verdient ihn – wer ihn nicht versteht, bezahlt ihn.

Diese Metapher beschreibt die wohl stärkste Kraft der Finanzwelt: exponentielles Wachstum durch Zeit.

Vom Sparbuch zur Sachwertanlage

Der Weltspartag erinnert daran, dass Sparen heute mehr bedeutet, als Geld auf dem Konto zu horten. In Zeiten tiefer Zinsen und steigender Inflation verliert Bargeld schleichend an Wert – eine Folge der sogenannten Nominalwertillusion.

Beispiel

CHF 10'000 auf einem Sparkonto mit 1 % Zins wachsen in einem Jahr auf CHF 10'100. Steigt die Inflation um 2 %, sinkt die reale Kaufkraft trotzdem um 1 %.

Sicherheit? Eine Illusion.

Echte finanzielle Stabilität entsteht heute nur über Sachwerte: Aktien, Immobilien, Unternehmensbeteiligungen oder nachhaltige Fonds. Sie stehen für produktives Kapital und reale Wertschöpfung.

Was bedeutet «Nominalwertillusion»?

Die Nominalwertillusion beschreibt das Phänomen, dass Menschen sich von einem stabilen Kontostand täuschen lassen. Obwohl die Zahl auf dem Konto gleich bleibt oder leicht wächst, sinkt durch Inflation die tatsächliche Kaufkraft des Geldes.

Beispiel: Wer CHF 10'000 spart und die Preise steigen um 2 %, kann sich nach einem Jahr nur noch Waren im Wert von CHF 9'800 leisten – obwohl das Konto unverändert aussieht.

Zeit schlägt Timing

Der wichtigste Erfolgsfaktor beim Vermögensaufbau ist nicht die Rendite, sondern die Zeit. Wer früh startet, profitiert vom Zinseszinseffekt – also vom Zuwachs auf bereits erzielte Erträge.

Wer mit 25 Jahren damit beginnt, monatlich CHF 200 einzuzahlen, hat mit 65 ein Vermögen in der Höhe von CHF 305'000 (bei einer Rendite von 6 %). Wer damit erst mit 35 Jahren beginnt, hat mit 65 einen Betrag von CHF 168'000 auf dem Konto. Zehn Jahre früher bedeuten fast doppelt so viel Vermögen.

Darum gilt: Zeit schlägt Timing. Und niemand braucht dafür einen IQ wie Einstein – nur Disziplin und ein langfristiges Mindset.

Risiko Über Zeit

Quelle: Schulungsunterlagen Costantino Lanni, Studiengangsleiter an der HWZ

Volatilität ist kein Risiko, wenn man Zeit hat

Viele Anleger:innen fürchten Kursschwankungen. Doch Volatilität ist kein Risiko, solange der Anlagehorizont lang ist. Über ein Jahr schwanken Märkte stark, über zwanzig Jahre tendiert die Verlustwahrscheinlichkeit gegen null.

Gleichzeitig erodiert Kapital auf Sparkonten real – die Nominalwertillusion gaukelt Sicherheit vor, während Kaufkraft verloren geht. Wer dagegen investiert, lässt die Wachstumsdynamik der Wirtschaft für sich arbeiten.

Time in the market beats market timing.

Nicht der perfekte Einstiegszeitpunkt zählt, sondern das Dranbleiben.

Finanzielle Selbstverantwortung als neue Tugend

Sparen ist heute mehr als Verzicht – es ist finanzielle Selbstverantwortung. Dank ETF-Sparplänen, Robo-Advisors und nachhaltigen Strategien können auch Kleinanleger:innen global investieren und von den Märkten profitieren.

Schon kleine, regelmässige Beiträge schaffen langfristig ein solides Vermögen – wenn du früh damit beginnst.

Fazit: Wer früh investiert, spart am klügsten

Nicht das Geld auf dem Konto schafft Sicherheit, sondern die Fähigkeit, es für sich arbeiten zu lassen. Frühes, regelmässiges und langfristiges Investieren in Sachwerte ist der Schlüssel zu Stabilität, Freiheit und Unabhängigkeit.

Sparen ist Tugend – Investieren ist ihre Vollendung.