Campus | 11. Januar 2024
Der Boom von Audioerlebnissen wie Podcasts oder auch Hörspielen ist ungebrochen. Nicht nur Unternehmen und Influencer nutzen die Gunst der Stunde und produzieren eigene Podcasts, auch Gemeinden und die Tourismusbranche haben erkannt, dass sie mit Audioerlebnissen Menschen berühren und begeistern können. Das Startup «QR-Audio» hat sich mit dem «Gschichtli-Weg» auf Audio-Geschichten für Kinder spezialisiert und zählt bereits zahlreiche Gemeinden zu seinen Kunden. Wir sprachen mit Mitgründer und HWZ-Student Mario Noser über sein spannendes Unternehmen.
Mario Noser, Student im Bachelor Business Communications HWZ, durfte im Dezember 2023 mit QR-Audio am Talent Pitch teilnehmen und belegte den tollen 4. Rang. Der Talent Pitch ist ein Pitching Contest, der jährlich im Volkshaus in Zürich stattfindet. Neun Hochschulen der Schweiz schicken ihr bestes Startup an die Veranstaltung. Die neun Gründer-Teams studieren an den entsprechenden Hochschulen und haben sich hochschulintern gegen andere Ideen und Teams durchgesetzt. Talent Pitch möchte die Studierenden ermutigen, Innovation umzusetzen und Unternehmertum zu erleben. Gewonnen hat den Talent Pitch 2023 das Team von qCella der ETH Zürich.
Mario, hattest du als Kind ein Lieblingsgeschichtli und wenn ja, welches?
Ja klar (lacht). Ich habe viele Kasperli- und Globi-Kassettli rauf- und runtergehört. Ich glaube eins meiner Lieblingsgschichtli war «Globi und de Wilhelm Tell».
Kannst du uns mehr über die Entstehung von QR-Audio erzählen? Warum gibt es euch?
QR-Audio ist eine Idee, die schon paar Jahre alt ist. Damals wollten Jürg Zentner (einer der Mitgründer und unser Autor) und ich einen QR-Audio-Städteguide auf den Markt bringen. Wir pitchten die Idee in jeder grösseren Schweizer Stadt. Die Zeit war aber noch nicht reif für ein Audio-Erlebnis via QR-Code.
Dann war ich 2022 in Los Angeles und besuchte die Walt Disney Concert Hall. Dort gab es einen Museumsführer, der autonom via QR-Codes funktionierte. Ich dachte: «Wenn das hier funktioniert, funktioniert das auch in der Schweiz», und habe Jürg angerufen, um ihm dies mitzuteilen. Nach meinen Ferien haben wir uns zusammengesetzt und überlegt, wie wir das aufgleisen könnten. Und da kamen wir auf die Idee für den Gschichtli-Weg.
Ich erinnerte mich in dem Zusammenhang auch an einen besonderen Trick meiner Mutter, wie sie mich und meine Schwester dazu brachte, draussen spazieren oder wandern zu gehen. Und zwar nahm sie ein Buch mit und las uns daraus vor. Und irgendwann hat sie gestoppt und gesagt: «Wenn ihr wissen wollt, wie es weitergeht, dann müsst ihr weiterlaufen.» Und ich dachte «Hey, das ist doch etwas, an dem hat bestimmt jedes Kind Freude.»
Und so entstand der Gschichtli-Weg. Der Gschichtli-Weg ist ein Postenlauf für Kinder, der auf QR-Codes basiert. Es gibt in der Regel zehn Posten und jeder dieser Posten ist ein Kapitel von einem von uns geschriebenen und vertonten Kinder-Gschichtli. Das Ganze gibt es für Gemeinden, Schulen, Kitas usw. im Jahresabo für einen tiefen vierstelligen Betrag. Dafür kriegen sie alle drei Monate ein neues Gschichtli sowie eine Analyse zur Nutzung und Unterstützung in der Vermarktung.
Wie geht ihr vor, wenn ihr eine neue Geschichte produziert? Läuft ihr den Weg ab und lässt euch inspirieren, oder wie müssen wir uns das vorstellen?
Nein, die Bestimmung des Weges ist Sache der Gemeinde resp. der Kund:innen. Neue Geschichten entwickelt vor allem Jürg, unser Autor. Sein Ideenreichtum ist riesig. Manchmal hat aber auch jemand vom Team eine Idee und Jürg spinnt sie dann weiter. Die «Gschichtli» stammen also allesamt aus unserer oder eben seiner Fantasie.
Wie sieht eine QR-Audio Plakette aus?
Du studierst im Bachelor Business Communications HWZ, hast eine eigene Agentur und bist zusätzlich bei QR-Audio. Was reizt dich persönlich am Unternehmertum?
Kein Schlaf und viel Kaffee. Haha, nein Spass bei Seite. Ich habe mir das nicht ausgesucht. Ich bin nicht der klassische «Ich-muss-unbedingt-etwas-selbst-machen-Typ». Mit meiner Agentur bin ich in die Selbstständigkeit bzw. ins Unternehmertum hineingerutscht. Mit meinem zweiten Baby – QR-Audio – geht die Reise nun weiter. Mir gefällt die vermeintliche Freiheit, die man als Unternehmer geniesst. Vermeintlich, weil ich zwar manchmal sagen kann «okay, morgen gehe ich Skifahren oder mache Homeoffice», aber die Kehrseite ist, dass ich manchmal ganze Nächte oder Wochenende durcharbeite, während andere den Feierabend oder eben ihre Freizeit geniessen. Mich reizt auch die Achterbahnfahrt. Manchmal hast du das Gefühl, dein Team und du seien die absolut Grössten und können einfach alles erreichen. Und dann gibt es Tage, da stehst du vor Herausforderungen, bei denen du keine Ahnung hast, wie du sie bewältigen sollst. Diese beiden Dinge und die vielen Erfahrungen, die ich in dieser Zeit schon sammeln durfte sowie all die Kontakte, die ich knüpfen konnte, das motiviert und spornt mich an.
Welches Know-how, welche Erfahrungen aus dem Studium helfen dir beim Aufbau von QR-Audio?
Gute Frage. Das Studium war und ist für mich ein Sparringpartner. Eine Art Trainingsplatz sozusagen, auf dem ich Dinge nicht nur lerne, sondern auch ausprobieren kann. Insofern haben mir zahlreiche Kurse etwas gebracht. Mir gefällt die Praxisnähe der Dozierenden und dass sie dir bei echten Problemen weiterhelfen können, ohne dabei den Bezug zur wichtigen Theorie zu verlieren.
Was ist für dich die grösste Herausforderung beim Aufbau eines Startups?
Das sind für mich primär zwei Dinge: der Wille und das Team. Der Wille ist absolut entscheidend. Wie fest will ich das durchziehen? Weshalb? Da spielt das Durchhaltevermögen eine bedeutende Rolle: Wie lange kann ich das durchziehen? Ich habe schon viele Leute beobachtet, denen ging es zu wenig schnell oder die waren schon nach kurzer Zeit ausgebrannt. Wenn du aber etwas wirklich willst, es dir Spass macht und du alles dafür tust, dann brennst du nicht aus. Dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis es läuft.
Und wenn es anläuft, dann ist es wirklich zentral, mit wem man eine Sache durchzieht. Das Team sollte ausgeglichen sein. Sich auch challengen können und unterschiedliche Qualifikationen mitbringen ist wichtig. Es bringt nichts, die Ja-Sager:innen aus dem eigenen Umfeld ins Boot zu holen. Es braucht auch kritische Stimmen in einem Team. Und – da habe ich mir schon ein paar Mal die Finger verbrannt – bei engen Freunden ist Vorsicht geboten!
Wie sieht der Weg der Zukunft für QR-Audio aus? Was sind die Pläne fürs kommende Jahr?
Unser Angebot wird nach dem erfolgreichen Start des Gschichtli-Wegs nächstes Jahr noch erweitert. Mit QR-Discovery vertonen wir Geschichten rund um Sehenswürdigkeiten oder bieten nun endlich Städtetrips an. Mit QR-Natur geben wir Bäume und Pflanzen eine Stimme und bei QR-Business vertonen wir Geschichten um Produkte. Auch ist eine Vermarktung der Kinder-Gschichtli via andere Anbieter angedacht. Stichwort «Tonies» oder Podcast-Plattformen. Und wir möchten die Audio-Erlebnisse noch interaktiver gestalten. Aber das ist eher noch Zukunftsmusik.
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