Gastbeitrag | Purpose Driven Leadership – Sinnorientiertes Führen für Leader mit Mut

Dieser Beitrag von Nadine Zasadzin und Romy Gerhard ist im Journal 2-2024 des «bso» im Mai 2024 erschienen. Es handelt sich deshalb um eine Zweitpublikation.

Neue Arbeitswelten ermöglichen Empowerment in Organisationen, vertrauensvolle, motivierende und co-kreative Zusammenarbeit mit Freude und Flow sowie sinnstiftenden Mehrwert für die Kundschaft, die Gesellschaft und das grosse Ganze. Der Führungsansatz «Purpose Driven Leadership» zahlt darauf ein. Sinnorientierte Führung kann zu einem höheren Employee Engagement, einer stärkeren Identifikation, einer längerfristigen Bindung ans Unternehmen, einer hohen Bereitschaft zur Weiterentwicklung und einer verbesserten Kommunikation durch mehr Klarheit führen.

Purpose lohnt sich: Zahlreiche Studienergebnisse (1) renommierter Institute belegen, dass Purpose Driven Leaders 63 Prozent effektiver als andere sind und 70 Prozent zufriedenere Mitarbeitende haben, die 56 Prozent engagierter sind und mit 100 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit im Unternehmen verbleiben. Laut diesen Untersuchungen steigert Purpose das organisationale Commitment um 333 Prozent und Purposeorientierte Mitarbeitende sind 125–225 Prozent produktiver – Führungskräfte sogar bis zu 500 Prozent. Eine Studie von Jim Collins und Jerry Porras zeigt, dass an Purpose und Werten orientierte Unternehmen 15-mal besser abschneiden als andere.

Was sinnorientierte Führungskräfte auszeichnet

Organisationen sind komplexe lebendige Organismen, und ein Purpose Driven Leader ist sich bewusst, dass er Teil eines ganzen Systems ist. Führung erfolgt mit Blick auf Purpose als Leitstern, auf die seit jeher in der Organisation angelegte Bestimmung. Frederic Laloux, Autor des Bestsellers «Reinventing Organizations», empfiehlt, diesen «evolutionären Sinn» zu berücksichtigen (2) und darauf zu achten, was die Organisation von den Menschen braucht, statt andersherum. Sinnorientierte Führungskräfte haben ihren eigenen Purpose erkannt und verwirklichen diesen bei ihrer Arbeit. Sie sind sich bewusst, inwiefern sie mit ihrem persönlichen Purpose auf jenen der Organisation einzahlen, der wiederum der Gesellschaft dient und auf einen grösseren Zweck ausgerichtet ist. Sinnorientierte Führungskräfte tragen dazu bei, dass auch ihre Mitarbeitenden bei der Arbeit mehr sie selbst sein können, ihren eigenen Sinn im Leben erkennen und innerhalb der Organisation leben können.

Wie man Purpose Driven Leader wird

Die HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich hat den CAS Purpose Driven Leadership geschaffen, um Führungskräfte zu befähigen, sinnorientiert zu führen. Hier wird gelehrt, disruptive Denkweisen zuzulassen, um neue Perspektiven zu erlangen. Ausserdem erforscht man seinen persönlichen Purpose, lernt, mutige Entscheidungen anhand des Purpose zu treffen und das grosse Ganze zu sehen. Der Weg dahin ist erfreulich – den Teilnehmenden des ersten Studiengangs gefällt es so gut, dass sie eine Fortsetzung wünschen – und ungewohnt. Und er braucht Mut: Wer Sinn stiften will, sollte nämlich erst mal selbst den Sinn des Daseins begreifen. Es reicht nicht aus, sich Konzepte und Wissen anzueignen und diese als Instrumente anzuwenden – es geht vielmehr darum, selbst als Mensch zum Instrument zu werden. Das erfordert ein «Sich-Einlassen», seine eigene, innere Wahrheit zu erfahren, sich seiner Grösse und Kraft bewusst zu werden, sein Führungsverständnis zu innovieren und dieses im Arbeitsalltag zu leben. Nick Craig, Gründer des Core Leadership Institute und Autor des Buches «Leading from Purpose», beschreibt dies so: «Der Prozess der Persönlichkeitsentwicklung und des Entdeckens des persönlichen Purpose machen das Leben des Leaders wahrhaft authentisch und sinnstiftend.» (3)

Dies erklärt, weshalb die Lehrmethoden beim CAS Purpose Driven Leadership vermehrt auf Erlebnis- und Erfahrungslernen setzen. Das weitreichende inhaltliche Spektrum verbindet chinesische Philosophien aus dem Daoismus mit Ansätzen aus dem hawaiianischen und peruanischen Schamanismus. Es beinhaltet tiefe Auseinandersetzung mit dem eigenen Purpose, mit Werkzeugen für die tägliche Führungsarbeit genauso wie Purpose Constellations, den innovativen Visualisierungstechniken europäischen Ursprungs. Die schamanischen Inhalte dienen dazu, Kontakt zum eigenen, inneren Führungsteam aufzunehmen, den tieferen Sinn hinter den eigenen Erfahrungen des Lebens zu sehen, sich und anderen nachhaltig zu vergeben, die Verbindung zu allem, was ist, zu fühlen, das eigene Potenzial zu erkennen und im Alltag gestärkt zu sein. Dazu werden zum Beispiel das hawaiianische Vergebungsritual Ho’oponopono und schamanische Trommelreisen durchgeführt, Segnen statt Fluchen gelehrt, geführte Meditationen erlebt und alltagstaugliche Praktiken zur Energieaufladung sowie zum Annehmen und Loslassen erlernt. Abschliessend kann festgehalten werden, dass sich sinnorientierte Führung sehr positiv auf Mitarbeitende und ganze Organisationen auswirken kann. Sie vermag die zentralen Kräfte in Organisationen zu LEITEN. Sinnorientierte Beratung vermag solche Prozesse zu begLEITEN. Es lohnt sich also insbesondere für Prozessberatende aus den Beratungsdisziplinen Organisationsberatung, Supervision und Coaching, sich mit diesen Themen vertieft auseinanderzusetzen.